Höher –  weiter –  schneller – ABSTURZ

Als ich heute beim Frühstück die Wochenendzeitung durchblätterte, stolperte ich über einen Artikel, den ich mehr als alarmierend fand. “Dop in der Chefetage” war das Thema. Der Artikel berief sich auf statistische Erhebungen der DAK und der Universität Mainz. Mittlerweile ist es ein zwingendes MUSS, zu diversen Aufputschmitteln zu greifen, damit der Arbeitnehmer sowie der Unternehmer dem Leistungsdruck stand halten können. Weitere statische Erhebungen besagen, dass wir 2030 den Zenit der psychischen Belastungen und damit den Totalkollaps bei den Menschen erreichen werden. Wahnsinn!

Rackern für die anderen

Jahrelang reden wir von Work-Life-Balance und jahrelang tritt das Gegenteil ein. Ich erinnere mich an einen Gast, der 16-20 Stunden am Tag auf Arbeit verbrachte, nur noch zum Schlafen nach Hause kam und seine Familie ihn gar nicht mehr zu Gesicht bekam. Die Spitzenmanager ließen ihn tanzen. Er sollte deren Versagen auffangen und das Ruder rumreißen. Er sollte Bilanzen fälschen für die Banken und seinen Kopf riskieren. Er versuchte alles, gehorchte, war übermäßig fleißig, setzte alles daran, seinen Job übermäßig gut zu erfüllen. Mit welchem Ergebnis?

Ihm flog alles um die Nase. Plötzlich war er der Sündenbock, er musste seinen Kopf für die Fehler der anderen hinhalten, die Familie hatte sich abgewandt und zur Krönung gab es noch ein dickes Burn Out  oben drauf. Schlimmer ging es nicht.

Motivation des Wahnsinns

Manche würden jetzt sagen, das ist halt Schicksal. Selbst schuld! Mag sein und in gewisser Hinsicht liegt da auch eine Wahrheit drin. Doch warum hat er es soweit kommen lassen? Sein Anliegen war es, seinen geliebten Job zu behalten, das Unternehmen zu retten. Er wollte seinen gut bezahlten Job behalten, in dem er sich auskannte. Er wollte bei seiner Familie und in der Heimat sein. Motivationen, die mehr als nachvollziehbar sind.

In solchen Momenten passiert es immer wieder, dass der Mensch blind wird. Ihn treibt eine Art Tunnelblick, er ist im “Überlebenskampf”. Dieser Tunnelblick verhindert, dass der Mensch die Achtsamkeit sich selbst und seinem Umfeld gegenüber hat. Er wird eher instinktiv gesteuert und der Verstand wird nur noch für die geglaubten überlebenswichtigen Dinge eingesetzt. Eigentlich angeborene Mechanismen.

Mussten wir uns in der frühen Menschheit vor Raubtieren und Überfällen anderer Stämme schützen, findet unser Überlebenskampf heute in der Arbeitswelt statt. Mit Auswüchsen, die keine Erholungsphasen mehr bieten. Es ist, als würde der Säbelzahntiger pausenlos hinter uns her jagen.

Höher- Weiter -Schneller?

Höher, Weiter, Schneller – eine Strategie, die gewinnorientiert ist und sicherlich auch nicht verwerflich. Jedoch 100% sind 100%. Dann ist das Maß voll, die Leistungsgrenze erreicht.

Wenn wir Auto fahren, dann ist der Tank irgendwann leer. Wir können auch nicht mehr als 100% aus ihm rausholen. Beim Auto ist es selbstverständlich, dass wir den Tank wieder auffüllen, es warten und pflegen, damit es lange rollt.

Warum gelingt es uns nicht bei unserem höchsten Gut – uns selbst?!

Dringend Zeit für Veränderung

Ich denke, wir sollten die statischen Erhebungen mehr als ernst nehmen.  Prioritäten nicht nur ins Umfeld setzen, sondern auch für sich selbst! Hinhören, welche Sehnsüchte sich melden, Bedürfnisse, die sich regen und was der Körper sich wünscht. Leistungen sind sehr wichtig, darüber definieren wir uns und stärken unser Selbstwertgefühl. Aber auch Phasen der Erholung, Selbstreflektion und Zeit für die Selbstbelohnung sind entscheidende Faktoren. Nur so kann dauerhaft eine gute Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter aufrecht erhalten bleiben.

 

Sie möchten mehr zu dem Thema erfahren? Schreiben Sie uns!